Bio-Siegel & Zertifizierungen – Die Bedeutung
Mittlerweile gibt es etliche Siegel. Allein im Bereich "Bio" sind diese beinahe unüberschaubar umfangreich. Nicht alle sagen das Gleiche aus und was heisst Bio eigentlich und worauf kommt es an? In diesem Blog-Beitrag erfahren Sie die wesentlichen Merkmale der wichtigsten Bio-Siegel und Zertifizierungen aus der EU, Deutschland und der Schweiz. Selbstredend sind alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen auf dem aktuellen Stand dieses Artikels beschrieben. Dennoch können wir keine Gewähr geben - Irrtümer, Änderungen und Druckfehler sind vorbehalten. Für Richtigkeit und Vollständigkeit wird keine Haftung übernommen und alle Informationen stellen keine vertraglichen Angebote dar. Sie dienen der Orientierung und als allgemeine Information.
Bio-Siegel und warum sie wichtig sind
EU-Siegel – Das Bio-Siegel der EG-Öko-Verordnung
Das am meisten verbreitete Bio-Siegel ist jenes der EU, welches den strengen Vorschriften der EU-Rechtsverordnung folgt. Bei dieser Bio-Zertifizierung steht der ökologische Landbau im Vordergrund. Wer die Vorschriften seiner vorverpackten Bio-Lebensmittel aus der EU befolgt, darf nicht nur, sondern ist verpflichtet, das EU-Bio-Logo auf seine Waren auszuzeichnen. Nur unverpackte Bio-Produkte und Bio-Lebensmittel, die nicht aus der EU stammen, steht es frei, das Logo zu verwenden. Es zeigt ein stilistisches Blatt aus Sternen auf einem grünen Untergrund. Freiwillig ist überdies das deutsche Bio-Siegel in grün-weisser Wabenform.
Was sagt das EU-Bio-Siegel aus & was nicht?
Grundsätzlich garantiert die europäische Bio-Zertifizierung, dass die von ihnen festgelegten Mindestanforderungen eines biologischen Anbaus von Lebensmitteln erfüllt sind. Darunter fallen auch Monoprodukte, die zu 100 % Bio sein müssen, wie Äpfel oder Birnen. Zusammengesetzte Produkte müssen die Anforderung von 95 % biologischer Herstellung erfüllen. Gentechnik darf ebenso wenig eingesetzt werden wie chemisch-synthetischer Pflanzenschutz. Zusatzstoffe dürfen nur in vorgegebenem und beschränktem Masse eingesetzt und Tiere müssen artgerecht gehalten werden. Regelmässige Kontrollen der Auflagen werden garantiert.
Das Siegel sagt allerdings nichts über die Herkunft des Produktes aus, denn es kann oder kann nicht aus der EU-Landwirtschaft stammen. Auch gibt es keine Regelung über die Dauer der Tiertransporte vom Aufzuchtort bis zum Schlachthof, was oft und stark kritisiert ist. Es ist überdies erlaubt, die Höfe parallel konventionell zu betreiben, was andere Siegel nicht erlauben. Es ist daher von Vorteil, einen Blick auf weitere Siegel zu werfen, die möglicherweise mehr Orientierung in die richtige Richtung bieten.
Naturland – das Siegel vom Verband in Deutschland
Mit eigenen Richtlinien hebt sich das Naturland-Siegel mit den drei grünen Blättern über die EU-Richtlinien ab. Bei Naturland dürfen die Herkunftsbetriebe ausschliesslich ökologisch produzieren. Eine zusätzliche parallellaufende konventionelle Wirtschaft, wie beim EU-Siegel, ist nicht erlaubt. Naturland achtet ausserdem auf soziale Standards gegenüber Beschäftigten und das nicht nur vor Ort, sondern weltweit. Ansonsten ist für das Siegel verpflichtend, dass Milch- und Mutterkühe Auslauf erhalten. Ebenso ist die Schlachtung von Tieren geregelt mit einzuhaltenden Platzvorgaben, maximalen Transportzeiten und maximalen Transport-Entfernungen.
Bioland-Siegel aus Deutschland
Bioland ist ebenfalls eine deutsche Zertifizierung, das sich auf grünem Untergrund im Emblem zeigt. Bioland-Höfe dürfen ausschliesslich Bioland-Waren produzieren und das Tierwohl steht bei dieser Zertifizierung im Vordergrund. Regelmässige Kontrollen beurteilen die Tiere aufgrund definierter Kriterien. Mindestens 50 % des Futters aller Tierarten muss selbst produziert sein oder aus regionaler Kooperation stammen. Bestimmte Regelungen kontrollieren den Transport der Tiere bis zum Schlachthof. Der WWF ehrt das Bioland-Siegel als empfehlenswert.
Demeter für Deutschland, Schweiz und die gesamte Welt
Das Demeter-Siegel auf dem orangefarbenen Untergrund mit der grünen Unterstreichung legt Wert auf das Wohl der Tiere. Hierfür hat Demeter hohe Tierhaltungsstandards festgelegt. Verboten ist das Enthornen von Rindern und das Futter eines Demeter-Betriebs muss zu 75 % von einem Demeter-Betrieb stammen. Die Höfe sind allesamt reine Demeter-Betriebe mit Tierhaltung, die es nicht erlauben, konventionelle Bewirtschaftung parallel zu betreiben. Kooperationen dürfen zum Austausch von Futter und Mist bestehen. Die Produkte müssen ohne jegliche Hilfsmittel wie Backtriebstoffe oder verdickendes Milchpulver, etwa für die Joghurt-Herstellung, produziert sein. Weiterhin achtet Demeter auf ein soziales Miteinander, auf die Integration von Menschen mit Behinderung, legt Wert auf Schulbauernhöfe und lebendige Hofgemeinschaften.
BIO Suisse – das Bio-Siegel aus der Schweiz
BIO Suisse zeigt eine Knospe auf grünem Grund vor der Schweizer Flagge. Es zertifiziert Lebensmittel, die gänzlich ohne Gentechnik hergestellt sind. Kunstdünger und chemische Pflanzenschutzmittel dürfen in keiner Weise verwendet werden, ebenso wenig wie synthetische Aromen und Farbstoffe. Die Produkte und Zutaten dürfen in keinem Fall mit dem Flugzeug in die Schweiz transportiert werden. Überdies müssen die Nahrungsmittel zu mindestens 90 % im Inland gefertigt werden, sonst erhalten Sie lediglich das Bio-Siegel, nicht aber den Titel BIO Suisse. Ebenso wird auf das Tierwohl und einen fairen Handel geachtet. Wichtig bei der Zertifizierung ist, dass nicht nur eines, sondern zwei voneinander unabhängige Institute die Einhaltung der Bio-Richtlinien überprüfen.
Eigenmarken orientieren sich nach BIO-Suisse-Standard
Migros BIO Suisse der Migros
Migros BIO Suisse zertifiziert hierbei ausschliesslich inländische Produkte. Das Unternehmen zeichnet jedoch auch mit Migros BIO aus. Dieses Zertifikat orientiert sich an den Richtlinien der EU und diese liegen weit unter dem Standard von BIO Suisse, worauf zu achten ist. Dennoch zeichnet WWF beim Bio-Label-Check Migros Bio wie auch Biotrend von Lidl als sehr empfehlenswert aus.
enerBIO – bei Denner exklusiv
enerBIO, erhältlich in allen Denner in der Schweiz, achtet bei seiner Zertifizierung streng auf Produkte ohne künstliche Zusätze, um den natürlichen Genuss zu gewährleisten. Vollwertige Bio-Kost wird mit enerBIO ausgezeichnet, wobei alle Zutaten gemäss der EG-Öko-Verordnung biologisch angebaut werden. enerBIO steht daher für Naturkost-Qualität ohne künstliche Zusätze und ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Auch auf mineralische Stickstoffdünger wird verzichtet.
Spar Natur Pur – das Gütesiegel von Spar
Grundlage für die Zertifizierung bilden die Anforderungen der Bio-Verordnung aus der Schweiz, die natürliche Kreisläufe und Prozesse unterstützt. Verzichtet wird auf Chemie und Synthetik in den Hilfsstoffen, auf Gentechnologie und Ionisierungsbestrahlung von Nahrungsmitteln. Artgerechte und flächenangepasste Tierhaltung muss gewährleistet sein. Die Tiere werden mit Futtermitteln aus biologischer Produktion gefüttert und alle Schweizer Gesetze in Sachen Tier- und Umweltschutz müssen eingehalten werden. Handelt es sich bei den Produkten um Bio-Produkte aus dem Ausland, gelten bei Spar Natur Pur die Bio-Richtlinien der EU/EG-Öko-Verordnung.
Bio Organic von Lidl
Der Brand Bio Organic setzt sich für Umweltschutz und Tierschutz bei seinen Bio-Produkten ein. Eine saisonale Anpassung wird gemäss der Philosophie des Bio-Anbaus stets vorgenommen. Vor allem Produkte aus der Schweiz und aus der EU finden sich im Bio-Organic-Sortiment von Lidl wieder und die gesamte Zuliefererkette muss sich an die verbindlichen Vorschriften halten. Zielwerte sind der Einklang mit der Natur bei der Produktion und den Nährstoffkreisläufen sowie der Verzicht auf chemisch-synthetische Mittel. Tiere müssen artgerecht gehalten werden und zum Bio-Landbau zählt bei Lidl auch die Fairness.
Nature Suisse – das Aldi-Siegel für die Schweiz
Auch Aldi präsentiert sich mit einem Bio-Siegel. Genannt wird es Nature Suisse für die Schweiz. Denn mit diesem Siegel werden vor allem einheimische Produkte ausgezeichnet, die sich bei der Herstellung ihrer Produkte an die IP-Suisse-Richtlinien halten. Biodiversität ist das Hauptthema und überzeugt hier mit Qualität. Beim Tierwohl hält sich das Aldi-Siegel an die Standards.
KAGfreiland für Kuh, Schwein, Huhn & Co – das älteste Zertifikat
Die Non-Profit-Organisation KAGfreiland gibt es seit 1972 und steht für die artgerechte Haltung in der Schweiz. KAGfreiland ist die älteste Tierschutz-Organisation, die sogar das erste Eier-Label konzipierte. Entsprechend spezialisiert ist KAGfreiland auf Eier und auf Fleisch. Die strengen Richtlinien sind an jenen von BIO Suisse orientiert und zusätzlich übererfüllt. Die Gruppenhaltung von Tieren gilt als obligatorisch und die Platzvorgaben der Tierzucht sind strenger geregelt als die von BIO Suisse. Alle Tiere, deren Produkte mit KAGfreiland ausgezeichnet werden, müssen täglichen Auslauf erhalten und im Sommer auf der Weide grasen.
Fazit: Bio-Siegel und Ihre Nützlichkeiten
Jedes Bio-Siegel zeigt einen eigenen Fokus und eigene Richtlinien sowie Kontrollen. Während das EU-Siegel am meisten verbreitet ist, zeigen sich Schweizer Zertifizierungen teilweise sehr viel strenger und expliziter. Der WWF hält Bio Organic von Lidl als «sehr empfehlenswert», Bio Natur Plus von Manor für «ausgezeichnet», Bioland für «empfehlenswert» und Demeter für «sehr empfehlenswert». Das EU-Bio-Label allerdings wird nur als «bedingt empfehlenswert» gewertet, dafür KAGfreiland «ausgezeichnet». Nature Suisse von Aldi wird ebenfalls «empfohlen» und als «sehr empfehlenswert» ist Naturland gelobt. Letztendlich aber ist es klug, eine ausgewogene Ernährung heranzuziehen und diese mit Bio-Produkten auszugestalten, um wirklich gesund und lecker sowie nachhaltig zu speisen.